Am 04.10. hatten wir den nächsten Termin bei der Gynäkologin. Wir meint - Josch war immer mit dabei. Hier konnten wir den Untermieter zum ersten Mal im Ultraschall sehen. Na ja, viel gab es nicht zu sehen. Ein kleiner Punkt in dessen Zentrum ein noch kleinerer Punkt pulsierte. Es lebte nun also in meinem Bauch - es war also in meiner Gebärmutter angekommen. Ein Satz einer Freundin ist mir in Erinnerung - Was sitz, das sitz. Und diesmal hat es sich festgesetzt, eingenistet.

Die Schwangerschaft wurde noch nicht "aktenkundig" gemacht. Am 04.10. wurde ich mehrfach gefragt, ob ich das Kind wolle. Da mein "ja" immer den Aufklärungsversuch "Was zu tun ist, wenn doch nicht" eröffnete, habe ich, glaube ich mich zu erinnern, an einer Stelle ziemlich forsch gesagt, dass ich das Kind will und "was ist zu tun wenn nicht" nicht zu besprechen sei.

Hier erhielten wir das erste Ultraschallbild von Lea. Und ich erhielt eine schwarz-gelbe Tasche auf der "Happy Mum" stand. Die war gefüllt mit Zeitschriften, Faltblättern - alles Infos rund um Schwangerschaft, Folsäuretabletten und Proben von Floridax-Kräuterblut. Das kannte ich schon. Nahm es im April und Mai schon.

Über die Tasche war ich "aufgebracht". Wie jetzt - ab hier sollte ich eine "happy" Mutter sein? Na ja, Mutter bin ich doch schon. Was ist den das für ein Quatsch? Welcher Spinner denkt sich so was aus? Wie kann man für ein so unbeschreibbares Gefühl - auch im Bauch - dieses blasse Wort "happy" nutzen, benutzen, gebrauchen?

Ich glaube, hier wurde auch die vorgeburtliche Diagnostik angerissen. Und ich glaube mich zu erinnern, dass ich dies gern beim nächsten Mal besprechen wollte.

Na ja, die Tasche wurde in eine der hinteren Ecken unserer Wohnung gestellt. Doch vorher tat sie mir noch einen guten Dienst. Ich zeigte sie Hasüüü (Anna-Maria - damals 14) und so war das gelbschwarze Ding ein Weg ihr zu sagen, dass sie ein Geschwister bekommt.

Annas Bemerkungen kann ich hier nicht wirklich wiedergeben. Sie waren klug und ehrlich. Drei Stichpunkte sind mir immer noch lebendig:
* Was ihr bekommt ein Kind? Ihr wisst schon, dass wenn das Kind 20 Jahre ist ihr mächtig alt seid und sterben könntet. Na ja, dann bin ich ja noch da! * Und so war für sie das Geschwisterchen willkommen.

Es gab noch mehrere Gespräche mit Anna zum Untermieter. Hier war sie ganz die "große Schwester". Definierte ihre Position. So in etwa:
* also in meinem Zimmer wird es nicht schlafen
* werde dafür sorgen, dass es nicht so eine Zicke wie die Melie wird
* Na ja, und Jungen, die können ja auch zickig sein, darum kümmere sie sich dann auch
* sie sei nicht unser Babysitter, dass das gleich klar ist
* mal spazieren fahren und sich kümmern, dass mache sie schon, wenn es dann da ist
* noch ist es ja nicht da. Also noch kein Bruder oder keine Schwester für sie.

Ich konnte auch wunderbar mit Anna besprechen: WIE SAGEN WIR ES OMA? Also meiner Mutter. Ja, da war Hasüüü auch ganz klar und offen. Als habe sie die Reaktion meiner Mutter gekannt. Und so habe ich beschlossen die Mitteilung an meine Familie erst einmal zu verschieben.

Meinen nächsten Termin bei der Gynäkologin hatte ich dann Ende Oktober. Erste Routine-Vorsorge-Untersuchung und Rückgabe des Mutterpasses, den ich ja seit der Schwangerschaft mit Anna-Maria besaß. Das AMTLICH MACHEN des Untermieters...


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September 2006
November 2006