Ich stehe und schaue. Ich weiß nicht, ob Hande wirklich Hande heißt. Oder ob ich nur diesen Namen für die Tanzende habe.

Hande tanzt. Hande dreht sich inmitten der fallenden Tropfen. Fängt den feinen Regen mit ihrem weitschwingenden Rock auf. Hande hat ihren Schleier verloren. Die Regentropfen leuchten auf ihrem langen Haar. Sind funkelnde Bergkristallsplitter auf dem Nachtblau ihres Hüfttuches. Hande dreht sich nach links. Hande dreht sich nach rechts. Tropfen springen vom wehenden Soff.

Hande hebt ihren Schleier auf. Bewegt ihn langsam zur Hüfte. Sie dreht sich in Halbkreisen. Die Arme heben den Schleier über ihren Kopf. Tropfen verfangen sich in dem Tuch.

Ich stehe und schaue. Bemerke, dass ich nass werde. Streiche mir feuchte Strähnen aus dem Gesicht. Türkischer Regen ist warm und sanft.

Hande tanzt im feinen Nieselregen. Nur für sich und als gäbe es den Regen nicht. Tropfen springen von ihrem Schleier, der wie von allein zwischen Kopf und Hüpfte auf- und abwärts schwebt. Hande bewegt sich in immer gleichem Rhythmus.

Ich stehe und scheu. Werde nicht müde, Hande tanzen zu sehen. Ihren Bewegungen mit meinen Augen zu folgen. Ich forme mit meinen Händen eine Schale und fange die spritzenden Bergkristalle von Handes Schleier.

Hande hält den Schleier tanzend nur noch mit einer Hand. Sie dreht sich und das feine Tuch gleitet von ihrem erhobenen Arm. Hande dreht sich im fallenden Tuch.

Ich stehe und schaue. Die Tanzende scheint still zu stehen. Ich fühle, wie sich feiner Stoff sanft um meine Hüfte legt.

Le, d. 03.11.2003


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