Sehnsucht

Es hat sie gepackt. Treibt sie durch dunkle, einsame Straßen. Sie fühlt sich suchend. Ihr Ziel ist verschwommen. Nur sie und die Nacht.

Fühlt sich getrieben. Nichts treibt sie. Fühlt sich verfolgt. Niemand verfolgt sie. Ihre Schritte werden schneller, um so heller die Straße wird. Am liebsten sind ihr die dunklen Ecken, in denen Gefahr lauern könnte. Vielleicht einmal, im nächsten Moment, etwas Abwechslung.

Gleich kommt das "Bistro", wo ein Platz an der Theke reserviert ist. Dort ist sie sicher, einen netten Plausch zu haben. Der Wirt hat immer einige Worte für sie.

Im "Nordmann" stets die selben Leute. Meist muß sie nicht zahlen. Abschleppen würde sie dort niemanden. Es ist einfach zu nah an ihrer Wohnung.

Drei Ecken weiter das "Loch". Da ist sie seltener. Hier kann sie sich in einer der Sitzecken verstecken und warten. Auf den, der das billigste Zeug der Stadt bringt. Meist dreht sie die erste dort. Es stört niemanden, daß man kifft. Die Luft ist zum Schneiden dick. Der Geruch von Kanabis willkommen.

Nach dem "Loch" - das "Eden". Da ist sie schon mutig. Will sich das holen, was sie durch die Nacht und die Stadt treibt. Hier sind die Regeln klar und eindeutig. Jeder will seinen Spaß und wird ihn bekommen. Nur für eine Nacht. Am nächsten Morgen geht jeder seiner Wege. Trifft man sich wieder und die Eindrücke der Nacht sind wach, gibt es vielleicht ein zweites Mal. Klammern ist nicht erwünscht.

Der Besuch im "Eden" endet bei einem zu Hause. Der Weg zur Wohnung ist das Vorspiel. Jede Stufe ein Aufheizen. Schritte werden beschleunigt. Fallen in eine körperliche Ekstase. Als könnte sie den Moment nie mehr erleben.

Sie verläßt die Wohnung, deren Besitzer erst mit der Klingel einen Namen hat, vor dem Morgen. Geht durch die Straßen, mit der Gewißheit etwas Fremdes, Schönes bei sich zu haben.


Geändert für "Best of... 10 Jahre Autorenkreis"; Zwickau, 08.11.2003



Sehnsucht

Die Sehnsucht hat sie gepackt. Treibt sie durch dunkle, einsame Straßen. Sie fühlt sich suchend. Ihr Ziel ist verschwommen. Die Straßen - menschenleer. Nur sie und die Nacht.

Fühlt sich getrieben. Nichts treibt sie. Fühlt sich verfolgt. Niemand verfolgt sie. Ihre Schritte werden schneller, um so heller die Straße wird. Am liebsten sind ihr die dunklen Ecken, in denen Gefahr lauern könnte. Vielleicht einmal, im nächsten Moment, etwas Abwechslung.

Gleich kommt das „Bistro“, wo immer ein Platz an der Theke reserviert ist. Dort ist sie sicher, einen netten Plausch zu haben. Der Wirt hat immer einige Worte für sie.

Im „Nordmann“ stets die selben Leute. Meist muß sie nicht zahlen. Abschleppen würde sie dort niemanden. Es ist einfach zu nah an ihrer Wohnung.

Drei Ecken weiter das „Loch“. Da ist sie seltener. Hier kann sie sich in einer der Sitzecken verstecken und warten. Auf den, der das billigste Zeug der Stadt bringt. Meist dreht sie die erste dort. Es stört niemanden, daß man kifft. Die Luft ist zum Schneiden dick. Der Geruch von Kanabis willkommen.

Nach dem „Loch“ - das „Eden“. Da ist sie schon mutig. Will sich das holen, was sie durch die Nacht und die Stadt treibt. Hier sind die Regeln klar und eindeutig. Jeder will seinen Spaß und wird ihn bekommen. Nur für eine Nacht. Am nächsten Morgen geht jeder seiner Wege. Trifft man sich wieder und die Eindrücke der Nacht sind wach, gibt es vielleicht ein zweites Mal. Klammern ist nicht erwünscht.

Der Besuch im „Eden“ endet bei einem zu Hause. Der Weg zur Wohnung ist das Vorspiel. Jede Stufe ein Aufheizen. Schritte werden beschleunigt. Fallen in eine körperliche Ekstase. Als könnte sie den Moment nie mehr erleben.

Sie verläßt die Wohnung, deren Besitzer erst mit der Klingel einen Namen hat, vor dem Morgen. Geht durch die Straßen, mit der Gewißheit etwas Fremdes, Schönes bei sich zu haben. Zu Hause schlüpft sie ins Bett. Träumend schläft sie ein, hoffend auf eine Wiederholung; einen fremden Duft in ihrer Nase.


geändert am 12.11.00 für die Veröffentlichung in der "ejaculata"




Sehnsucht



Die Sehnsucht hat sie auch heute wieder gepackt und treibt sie durch die dunklen, einsamen Straßen. Sie fühlt sich suchend, ihr Ziel ist noch völlig verschwommen. Die Straßen sind menschenleer. Nur sie und die Nacht.

Sie fühlt sich getrieben, doch nichts treibt sie. Sie fühlt sich verfolgt, doch niemand verfolgt sie. Ihre Schritte werden schneller, um so heller die Straße wird. Am liebsten sind ihr die dunklen Ecken, in denen Gefahr lauern könnte. Vielleicht einmal, im nächsten Moment, etwas Abwechslung.

Es treibt sie aber nicht nur auf die dunklen, einsamen Straßen, sondern auch ins schummrig, verrauchte Licht ihrer Lieblingskneipen.
Gleich kommt das"Bistro", wo immer ein Platz an der Theke reserviert ist. Dort kann sie sicher sein, einen netten Plausch zu haben. Der Wirt hat immer einige Worte für sie.
Im "Nordmann" stets die selben Leute. Da muß sie meist nicht zahlen. Die Jungs mögen sie und ihre offene Art. Aber abschleppen würde sie dort niemanden. Es ist einfach zu nah an ihrer Wohnung.

Drei Ecken weiter das "Loch". Da ist sie seltener. Hier kann sie sich in einer der Sitzecken verstecken und auf den warten, der ihr das billigste Zeug der Stadt bringt. Meist dreht sie die erste dort und zieht sie genüßlich rein. Es stört niemanden, daß man dort kifft, denn die Luft ist zum Schneiden dick. Der Geruch von Kanabis ist willkommen.

Nach dem "Loch" das "Eden" . Da ist sie meist schon mutig. Sie will sich das holen, was sie durch die Nacht und die Stadt treibt. Hier gibt es die besten Männer, gut gebaut und stets bereit. Sie hatte noch nie Probleme einen zu bekommen. Die Regeln sind hier klar und eindeutig. Jeder will seinen Spaß und wird ihn auch bekommen. Nur für eine Nacht. Am nächsten Morgen geht jeder seiner Wege. Trifft man sich zufällig wieder und die Eindrücke der Nacht sind noch nicht verblaßt, gibt es vielleicht ein zweites Mal. Seltener ein drittes, oder etwas dauerhaftes. Klammern ist nicht erwünscht.

Der Besuch im "Eden" endet meistens bei einem zu Hause. Der Weg zur Wohnung ist das Vorspiel. Jede Stufe der Treppe ein Aufheizen. Die Schritte werden beschleunigt, sich fallen lassen in eine körperliche Ekstase. Als könnten sie den Moment nie mehr erleben. Die Vereinigung mit einem anderen.

Sie genießt es danach zu duschen und die Wohnung des Mannes zu verlassen, dessen Namen sie meist erst an der Klingel liest. Manchmal duscht sie nicht, wenn sie die Nacht als etwas besonderes empfindet. Sie läuft glückselig durch die Straßen, mit der Gewißfheit etwas Fremdes, Schönes bei sich zu haben. Zu Hause schlüpft sie ins Bett. Träumend schläft sie ein, hoffend auf eine Wiederholung; einen fremden Duft in ihrer Nase.

März 1998

öffentlich gelesen
veröffentlicht in "Jahresring 1998" - Antologie des Förderstudios Literatur e.V. Zwickau, Buchpremiere 98-12-09
Chaos Matrikel


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